Herkunft nach Namen

Die Herkunft der Namen HOBBIE und HOBBEN

Die heute häufige Verwendung von Anglizismen legt bei oberflächlicher Betrachtung nahe, diese Familiennamen mit dem englischen Begriff „hobby“ für Steckenpferd (auch Schaukel- oder Karussellpferd) in Verbindung zu bringen. Bereits in der altenglischen und altfranzösischen Sprache gibt es das Wort „hobin“ für kleines Pferd. Nach „Webster’s New International Dictionary“ ist „hobby“ aber auch die Bezeichnung für „small falcon“, dem im deutschen das Wort „Baumfalke“ entspricht. Und tatsächlich findet man im englischen Wappenverzeichnis „Burkes General Armory of England, Scotland and Ireland“ von 1884 ein Wappen „Hobbie“ als Schwarz-Weiss-Abbildung wiedergegeben, welches drei Baumfalken zeigt. Dieses Wappen wird von kommerziellen Verlagen (Swyrich Corporation) auch in Farbe und in leicht unterschiedlichen Varianten für „Hobbie“ (aus Berwickshire) und für „Hobby“ (aus Leicester) dargestellt.

Wappen der englischen Familien Hobbie & Hobben

In der zugehörigen Wappenbeschreibung werden dieNamensvarianten „Hob, Hobbie, Hobby“ dem nördlichen England und Schottland zugeschrieben und sind dort bereits vor der normannischen Eroberung ab 1066 n. Chr. dokumentiert. Der Name HOBBY wird dort einer Familie zugeschrieben, die seinerzeit in einem Dorf namens HOBY in der Grafschaft Leicestershire gelebt hat. Die Schreibweise HOBBIE wird erstmals erwähnt in der Grafschaft Berwickshire an der Grenze zu Schottland. Englischen Quellen zufolge sind diese Namen auf die Angelsachsen zurückzuführen und alle weit vor dem Jahr 1000 n. Chr. entstanden. Die Angeln und die Sachsen, in denen auch die im Weser-Ems-Gebiet siedelnden Chauken aufgegangen waren, waren ab 400 n. Chr. aus dem norddeutschen Raum nach England gezogen, also zu einer Zeit, als es in der Friesischen Wehde und um Westerstede schon Siedlungen gab. Demnach könnten also die englischen Familien HOBBIE und HOBBY theoretisch von den deutschen Ahnen abstammen.
Da aber die Namen HOBBIE und HOBBEN in Norddeutschland im Herzogtum Oldenburg erst viel später auftauchen, wäre eine umgekehrte Abstammung nicht ganz auszuschließen, da bald nach der Völkerwanderung es englische Mönche (u.a. Bonifatius und Willehad) um 800 n.Chr. waren, die auf das Festland und auch nach Friesland kamen, um die dortigen Bewohner für das Christentum zu gewinnen. Bei diesem Versuch widerstanden die Friesen jedoch noch für einige Zeit ihrer Missionierung.

Keine dieser scheinbar naheliegenden Theorien wird wohl stimmen, denn in den ländlichen Kleinsiedlungen gab es zunächst noch keine festen Familiennamen. Man rief sich mit Vornamen und unterschied bei gleichen Vornamen in der Siedlung allenfalls durch einen Namenszusatz, der sich dann später zu einem Familiennamen verfestigen konnte. Diese Namensergänzung konnte Bezug nehmen auf die Lage des Hofes oder auf die Herkunft eines Zugewanderten (z.B. Busch, Brink oder Hüllstede, Bremer, Hollander, Schwabe etc.) oder auf die besondere Eigenschaft (z. B. „Lang“ oder „Schlendrian“) und Tätigkeit (z. B. „Müller“, „Schmidt“ „Schomaker“) des Namensträgers hinweisen. Bei Kindern wurde bei Verwechslungsgefahr der Name des Vaters hinzugesetzt, was zur noch zu erläuternden patronymischen Namensgebung führte. Deshalb konnten sich auch ähnliche bzw. identische Namen an verschiedenen Orten unabhängig voneinander entwickeln.

Familiennamen haben sich dann im ländlichen Norddeutschland auch erst ab dem 14./15. Jahrhundert durchgesetzt. Im Ammerland finden sich für die Landbevölkerung die frühesten Personen mit Vor- und Nachnamen und damit auch die „Hobbies“ nach 1400: Im „Oldenburger Salbuch“, dem vom Drosten Jacob von Specken von 1428 bis 1450 erstellten Register über Grundbesitz und Einkünfte der Grafen von Oldenburg sind genannt: Teyleke HOBBING in Linswege (der Ort „Lynsvidon“ soll schon 1124 bestanden haben), Hanneke HOBBING in Hollwege und Reyner HOBBEN in Ocholt. 1437 ist in einer Urkunde Gerke HOBBINGE als Meier auf einem Gut in Apen genannt.

Die Bedeutung der Namen HOBBIE und HOBBEN

Folgt man der vorherrschenden Meinung renommierter Namensforscher, dann leiten sich HOBBIE / HOBBEN wie viele andere Familiennamen von Vornamen ab. Im DTV-Atlas „Namenkunde“ heißt es unter Bezug auf das „Althochdeutsch“:
–   hugu = Hugo, Huge, Hug;  beraht = -bert, -brecht,
–   hugu + beraht = Hubert, Hobbje, Hopp.

Joseph K. Brechenmacher schreibt im „Etymologischen Wörterbuch der deutschen Familiennamen“ dazu:
–   Hob, Hobbie, niederdeutsch für Hugbald, Hugbert,
–  
Hobbeke (friesischer Muttername, Mann / Sohn der Hobbeke),
  Hob(b)ing patronymisch Hubert (friesisch).
(Ähnlich auch Hans Bahlow in seinem „Niederdeutschen Namenbuch“).

Während sich im Ostfriesischen die Namen Habbe und HABBEN als Vor- und Nachnamen verbreitet haben und im Oldenburgischen in Helle, Hankhausen und Obenstrohe aus dem frühen Vornamen Hobbeke die Familiennamen HÖPCKE und HÖPKEN entstanden sind, findet man den Vornamen Hobbe im Oldenburger Salbuch gar nicht und in anderen Gegenden nur sehr vereinzelt. Deshalb ist die Entstehung der Familiennamen HOBBING und HOBBEN aus dem Vornamen Hobbe eher unwahrscheinlich.

Ist der Name eventuell abgeleitet aus einer Lagebezeichnung, wie es in England ein Dorf namens HOBY gegeben hat? Für Vorfahren der deutschen Familien HOBBIE ist ein solcher Zusammenhang bisher nicht erkennbar, auch wenn es bei Roffhausen in der Gemeinde Schortens bei Wilhelmshaven einen Siedlungsplatz mit der Bezeichnung „Hobbie“ gibt, wie noch in jüngster Zeit die amtliche Topographische Karte 1:50.000 zeigte.
Hobbie als Ortsbezeichnung in RoffhausenEine Recherche hat jedoch ergeben, dass für diesen Hof und für die nähere Umgebung zu keiner Zeit ein Besitzer ähnlichen Namens genannt worden ist. In den Erd- und Kirchenbüchern von Schortens wurde diese Lage 1683 „in die Hoppin“, ab 1748 „in de Hopje“ und 1806 „bey klein Hobbie“ genannt. Und später verhochdeutschte der Accumer Pastor, „ein Butenländer“, die Bezeichnung „in der Hopphei“ zu „Hobbie“, wie es dann auch in der ersten Flurkarte XXIII vom April 1842 mit „Abteilung I, Hobbie“ verfestigt wurde. Die Bezeichnung wurde mit „Bergstück“ in der Nähe der alten Burgstelle beschrieben. Demnach geht diese Bezeichnung auf den nahe gelegenen Hügel der früheren Burg Roffhausen zurück.

Am wahrscheinlichsten ist wohl die folgende Erklärung zur Namensentstehung.Im „Mittelhochdeutschen Handwörterbuch“ von Matthias Lexer  ist u.a. folgendes zu lesen:
         –  huobe = Stück Land, einem Vollbauern zugemessen (Hufe),
         –  huobe, huobener = Inhaber einer Huobe, Erblehnbauer.
Da die vorgenannten Stammväter HOBBING und HOBBEN in Linswege, Hollwege, Apen und Ocholt jeweils zentral gelegene Hausmannsstellen besaßen, könnte ihrem Vornamen die Bezeichnung „huobe“ hinzugefügt worden sein, wobei das althochdeutsche Suffix „-ing“ prinzipiell die Zugehörigkeit zum vorhergehenden Wortteil bezeichnete.

Die verschiedenen Namensvarianten der Familien HOBBIE und HOBBEN

Da die Familiennamen HOBBING, HOBBEN, HOBBY, HOBBIE u. ä. in Jahrhunderten entstanden, als bürgerliche Namensträger noch nicht des Lesens und Schreibens kundig waren, konnten schrift-kundige Pastoren und Amtspersonen in Kirchenbüchern und Urkunden die Namen nur nach Gehör notieren. Entsprechend entstanden aus dem hoch- oder lokal-sprachlichen (plattdeutschen) Klang der Namen unterschiedliche Schreibweisen: HOBBYE, HOBBEIE, HOB(B)I, HOBIE, HOB(B)JE. Die Schreibweisen „Hobbeie“, „Hobbje“ und „Hobje“ sind die Schriftform des plattdeutsch gesprochenen „Hobbie“. Erst mit dem 1876 in Kraft getretenen Reichspersonenstandsgesetz konnten Namen nur noch durch einen amtlichen Vorgang abgeändert werden.

Die Entstehung der späteren genealogischen Nebenlinien HOBBIEBRUNKEN, HOBBIEJANSSEN, HOBBIESIEFKEN / HOBBENSIEFKEN, HOBBIEOLTMANNS, HOBBIEGERDES und HOBBIEÖTJEN folgt den patronymischen Regeln des Ammerlands, die sich von denen in Ostfriesland unterscheiden. Im Ostfriesischen wurde z. B. der erstgeborene Sohn nach dem Großvater benannt, während der väterliche Vorname zu seinem Nachnamen wurde. So war z. B. Gerdt Wilcken der Sohn von Wilke Gerdes. Entsprechend entstanden dann auch die jeweils gleichklingenden Vor- und Nachnamen wie Siveke Siveken oder Röbe Röben. In der heutigen Zeit ist uns die patronymische Namensbildung durch u. a. Jan Ulrich und Thomas Gottschalk geläufig. Auch im Oldenburgischen erhielt der erstgeborene Sohn oft den Vornamen des Großvaters, der zweitgeborene den des Vaters, so dass neben dem Familiennamen auch die Vornamen in der Familie bzw. auf dem Erbhof erhalten blieben. Entsprechendes findet man auch bei den Großmüttern, Müttern und Töchtern.

Da bei weiteren Söhnen, die zu der Zeit zumeist im selben Dorf oder in der Nähe blieben, auch diese die großväterlichen und väterlichen Vornamen wiederum an ihre Söhne weitergaben, gab es häufig Personen mit identischen Namen. Zur besseren Unterscheidung entstanden deshalb im Ammerland ab dem 17.Jahrhundert patronymische Doppelnamen. So nannten z. B. die beiden Söhne Gerd und Brunke von Dierk Hobbie ihre erstgeborenen Söhne wiederum nach deren Großvater „Dierk“. Während der Sohn des Hoferben Gerd einfach „Dierk Hobbie“ hieß, wurde für Dierk, den Sohn des Brunke Hobbie, der Name „Dierk Hobbiebrunken“ gebräuchlich.

Damit haben sich unter den den Familien HOBBING, HOBBIE und HOBBEN mit deutscher Herkunft die folgenden Namensvarianten verbreitet:Namen der Hobbie-Familien mit deutschem Ursprung
Insgesamt haben sich 14 verschiedene Schreibweisen der Namen HOBBEN und HOBBIE in den 12 Familienstammbäumen mit deutschem Ursprung durchgesetzt. Diese Stammbäume sind vor allem durch Eintragungen in Kirchenbüchern seit dem 17. Jahrhundert und in alten Urkunden sehr gut dokumentiert. Sehr wahrscheinlich ist auch die Abstammung von nur insgesamt zwei bis drei gemeinsamen „Urfamilien“, was aber mangels historischer Quellen nicht mehr nachweisbar ist.

Der Name HOBBEN mit Ursprung in Ocholt und Apen führte nur zu einer Namensvariante HOBBENSIEFKEN mit Ursprung in Westerloy.

Der Name HOBBING mit Ursprung in Linswege, Hollwege und Apen änderte sich bald in HOBBY und HOBBIE.

Und aus HOBBIE entstanden die Varianten HOBBJE und HOBJE  sowie die weiteren zuvor erwähnten Doppelnamen HOBBIESIEFKEN, HOBBIEBRUNKEN und HOBBIEJANSSEN.

Die Familienstämme HOBBIEGERDES und HOBBIEÖTJEN aus Zetel sowie HOBBIEOLTMANNS aus Hollwege sind seit Jahren erloschen.

Weitere ähnliche Familiennamen

Auch im Raum südliches Niederlande bis Nordfrankreich findet man den Familiennamen HOBBEN, der aber in der Regel eine Abwandlung der früheren Schreibweise HOUBEN ist.

In der Schweiz leben etwa 2.000 Menschen namens „HOBI“, deren Ursprung sich bis zuWappen der Schweizer Familien Hobi 1400 in der Ostschweiz zurückführen lässt. Diese Familien stammen ursprünglich aus der Umgebung von Mels bei Sargans im Rheintal nahe Liechtenstein und sind dort bereits 1263 als „Hohpein“ erwähnt, wo sie dem Kloster Pfävers abgabenpflichtig waren. Spätere Schreibweisen sind auch „Hovbin“, „Hobain“ und schliesslich „Hobi“. Das Familienwappen ist in „M. Gmür schweizerischer Bauernmarken und Holzurkunden“ dokumentiert (Quelle: Simon Hobi, Heiligkreuz/Schweiz).

Man könnte vermuten, dass der amerikanische Strand-Katamaran „Hobie Cat“ nach seinem Konstrukteur benannt worden ist. Allerdings hieß er Hobart Laidlaw Alter, und „Hobie“ war nur sein Spitzname und der Name der Werft.

Auch der in Deutschland fast 100-mal häufigere Familienname HOPPE, der laut Namensforschern von Hopfenbauern oder -händlern abgeleitet worden sein soll, hat eindeutig einen anderen Ursprung, wie der Vergleich der relativen Häufigkeitsverteilung auf Basis der Telefonbucheinträge von 2002 zeigt (Quelle: Geogen 3.1 von Christoph Stoepel, http://christoph.stoepel.net/ViewSoftware.aspx?id=0200).

Relative Verbreitung Hobbie nach Geogen 3.1
Relative Verbreitung HOBBIE
Relative Verbreitung Hoppe nach Geogen 3.1
Relative Verbreitung HOPPE